Projekt Graefekiez

Schrittweise mehr Platz

Aktuelles

12.09.2023 Online-Workshop: Trockenresistente & regionale Bepflanzung

Am 12. September findet von 20.00 bis ca. 22.00 Uhr ein Online-Workshop zu den Themen Trockenresistente und regionale Bepflanzung statt. Der Workshop richtet sich an alle Initiativen und Anwohnenden im Kiez, die die Freiflächen in der Graefe- und Böckhstraße bepflanzen wollen.

Öffentlicher Raum ist knapp – und sehr viel davon ist mit parkenden Autos belegt. Mit dem Projekt Graefekiez erproben wir gemeinsam mit der Nachbarschaft, wie Straßen der Zukunft aussehen können. Wir erhöhen die Verkehrssicherheit, verbessern die Situation für Gewerbe und Lieferdienste und schaffen Zugang zu geteilten Mobilitätsangeboten. So geht öffentlicher Raum für alle und mit allen.

Annika Gerold
Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt

Mit der Verkehrswende weiter gehen

Seit den 1980er Jahren ist der Graefekiez ein verkehrsberuhigter Bereich in dem alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichgestellt sind, Schrittgeschwindigkeit gefahren werden muss und Autos überall halten dürfen. Die gute Idee für mehr Verkehrsberuhigung von damals funktioniert heute nicht mehr, da die Anzahl der Autos und Lieferfahrzeuge stark zugenommen hat. Auch sieht die Straße nicht verkehrsberuhigt aus: Es gibt Fahrbahn, Gehwege und Kfz-Stellplätze. Die Verkehrsberuhigung wird von viele Nutzer*innen daher nicht erkannt. Das hat Folgen für die Verkehrssicherheit: Es wird zu schnell gefahren, es gibt Konflikte mit Lieferverkehren, die Straßen sind schlecht einsehbar. Insbesondere für die Schüler*innen der vier Schulen im Kiez ist das gefährlich – aber auch für alle anderen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Mit dem Projekt Graefekiez soll dieses Problem behoben werden. Ziel ist es, einen verkehrsberuhigten Bereich zu schaffen, der diesen Namen auch verdient. Mit den Maßnahmen setzt das Straßen- und Grünflächenamt einen Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 29.6.2022 um. Die Maßnahmen werden begleitet von Beteiligung und Forschung durch das Wissenschaftszentrum Berlin, paper planes e.V. sowie deren Partner*innen.

Platz für den Alltag der Vielen

Nur 182 Pkw gibt es im Graefekiz je 1.000 Bewohner*innen, im Berliner Durchschnitt sind es 335. Das heißt, ein Großteil der Anwohnenden ist heute schon mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad oder Sharing-Angeboten in der Stadt unterwegs. Gleichzeitig steht der öffentliche Raum mit seinen vielen Parkplätzen nur einigen wenigen zur Verfügung, die teilweise tage- oder wochenlang ihre Autos hier abstellen. Täglich suchen derweil andere in ihrem Alltag verzweifelt nach Stellplätzen, zum Beispiel Lieferfahrzeuge oder Pflegedienste. Deshalb soll der Raum neu verteilt werden und zweckgebunden vergeben, z.B. durch Lade- und Lieferflächen oder Sharing-Stationen (sog. Jelbi-Stationen und Jelbi-Punkte). Ziel ist mehr Verlässlichkeit für alle: Von Anwohnerin zu Kurierdienst bis zur Müllabfuhr. Sie alle sollen von der veränderten Raumaufteilung profitieren. So soll der Alltag für alle entspannter werden.

Kerngebiet des Projektss (Darstellung: FixMyCity)

Abb. 1: Kerngebiet des Projekts (Darstellung: FixMyCity)

Die größte Umgestaltung geschieht 2023 im sogenannten „Kerngebiet“ in Böckh- und Graefestraße (siehe Abbildung). In der östlichen Böckhstraße werden schrittweise die meisten oder – je nach Engagement der Nachbarschaft – auch alle Kfz-Parkplätze umgenutzt. Die Flächen werden teils entsiegelt und teils umgestaltet. An einigen Stellen werden Lade- und Lieferzonen eingerichtet. In Kooperation mit dem Projekt Zukunft Straße sollen mehrere Parklets entstehen. So wird durch das Bezirksamt in einem kurzen Straßenabschnitt sichtbar gemacht, welche Umgestaltungsmöglichkeiten für Kfz-Stellplätze es gibt. In der Graefestraße sind zunächst vor allem Lade- und Lieferzonen vorgesehen.

Im gesamten Gebiet werden Sharing-Stationen eingerichtet. Stück für Stück werden auch Liefer- und Ladezonen umgesetzt. Eine Sperre am Hohenstauffenplatz verhindert, dass Kraftfahrzeuge vom Kottbusser Damm zur Urbanstraße durch das Gebiet abkürzen.

Bei Beteiligungsformaten können Anwohner*innen und Nutzer*innen diskutieren, wie die freien Parkplätze im Kerngebiet genutzt werden können und welche Prinzipien sich für eine Ausweitung ähnlicher Maßnahmen auf das Gesamtgebiet ableiten lassen. Parallel dazu werden zum Beispiel Gewerbetreibende befragt, wo im gesamten Graefekiez Liefer- und Ladezonen sinnvoll sind. Viele weitere Forschungs- und Beteiligungsaktivitäten sind geplant. Aus den Ergebnissen erarbeitet das WZB in einem zweiten Schritt ein Freiflächenkonzept für das gesamte Gebiet, welches der BVV vorgelegt wird.

So könnte es aussehen

Auf der interaktiven Karte sehen Sie die Ideen für die Umgestaltung der Kfz-Stellplätze. Die Aufteilung der Flächen im Kernbereich wird derzeit durch das Straßen- und Grünflächenamt finalisiert und kann sich noch geringfügig ändern. Die genaue Platzierung der Lade- und Lieferzonen außerhalb der Kernbereichs ist Teil der Beteiligung.

Karte aktivieren:

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Legende

  • Kerngebiet
  • Gesamtgebiet
  • Aktionsflächen
  • Entsiegelte Flächen
  • Lade- und Lieferflächen
  • Jelbi-Station (inkl. Carsharing)
  • Jelbi-Punkt (Nur Mikromobilität)
  • Schule
  • Durchfahrtssperre

Angebote für Gewerbe und Anwohnende

So wird der Alltag für alle entspannter.

Parkhaus
In unmittelbarer Nähe zum Projektgebiet befindet sich das Parkhaus am Hermannplatz mit Dauerparkplätzen. Diese können gegen Gebühr genutzt werden. Hier geht es zur Seite des Parkhauses (externer Link).

Lade- und Lieferflächen
Im Graefekiez werden mehrere Lade- und Lieferflächen eingerichtet. Diese sind nur für das Be- und Entladen von Fahrzeugen gedacht. Parken ist hier nicht gestattet. Dadurch wird die Belieferung einfacher und der Alltag für Gewerbetreibende und Lieferdienste entspannter. Lieferfahrzeuge müssen nicht mehr in der zweiten Reihe halten und gefährliche Situationen für den Fußverkehr werden entschärft.

Flächendeckendes Netz von Jelbi-Stationen und Jelbi-Punkten
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) richten Jelbi-Stationen und Jelbi-Punkte mit Sharing-Angeboten im Graefekiez ein. Hier lassen sich schnell, komfortabel und auf kurzem Weg Roller, Räder, Scooter, Lastenräder oder Autos leihen. An den U-Bahnhöfen Schönleinstraße und Südstern kann von Jelbi auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen werden. Für die Nutzung von Jelbi muss die Jelbi-App (externer Link) installiert werden.

Behindertenstellplätze
Die bestehenden Stellplätze bleiben erhalten.

Gemeinsam ausprobieren, wie’s gut geht

Wie wird eine Straße mit weniger Parkplätzen zu einem lebenswerten Stadtraum? Welchen Beitrag können und wollen Anwohnende, Kitas, Schulen, lokale Gewerbetreibende und Nachbarschaftsinitiativen leisten? Um diese Fragen zu beantworten und darauf aufbauend Prinzipien für das zukünftige Freiraumkonzept des gesamten Graefekiez zu erarbeiten, werden über den Sommer und Herbst 2023 neue Nutzungsmöglichkeiten im Kerngebiet (Teile der Böckh- und Graefestraße) partizipativ erprobt. Alle Bewohnerinnen und alltäglichen Nutzer des Graefekiezes sind dazu eingeladen, ihre Ideen für den öffentlichen Raum und die Umnutzung der Kfz-Parkplätze einzubringen und bestenfalls auch die Verantwortung für die Betreuung einzelner Flächen zu übernehmen. Information, Inspiration und Hilfestellung erhalten alle Aktiven dabei von der gemeinnützigen Denkfabrik paper planes e.V. – der Verein schafft eine Vor-Ort-Präsenz mit regelmäßigen Sprechstunden, verknüpft gleichgesinnte Engagierte und ist erster Ansprechpartner für Nachfragen.

Weitere Beiträge zur temporären Umgestaltung der Straßen im Kerngebiet mit Beteiligungselementen leistet das Projekt Zukunft Straße und das Projektteam von CompAIR. Zudem wird die Beteiligung von vielfältigen Forschungsaktivitäten durch das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) begleitet.

Beteiligung vor Ort

    paper planes e.V.

    Die Kreuzberger „Denkfabrik für ein besseres Leben zwischen den Häusern“ setzt die Beteiligung um und wird die Anwohner*innen dabei unterstützen, ihre Ideen auf die Straße zu bringen.

    Mehr über paper planes e.V.

    Projekt Zukunft Straße (Berlin 21 e.V. und NaturFreunde Berlin e.V.)

    Grün und sicher! Gemeinsam gestalten wir Parkraum für mehr Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität.

    Mehr über Projekt Zukunft Straße

    CompAIR (inter 3)

    Anwohner*innen des Graefekiezes werden zu Bürgerwissenschaftler*innen: Im EU Projekt ComPAIR messen wir gemeinsam die Luftqualität und den Verkehr für eine bessere Berlin Luft!

    Mehr über CompAIR

Projektpartner

  • XHain
  • Senat
  • Berlin21
  • Naturfreunde
  • Paperplanes

Forschungspartner

Finanzierungspartner für Forschung und Beteiligung

  • Mercator
  • DBU
  • CCC

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